Schloss Steinpleis und seine
Besitzer
Steinpleis (historisch 1375 Steinplissen und 1444 Steynpleyß; seit 1875 Steinpleis) ist ein Stadtteil der Stadt Werdau. Er liegt südöstlich zwischen Werdau und Zwickau. Der Ort befindet sich im Tal der Pleiße, von dem sich sein Name ableitet (Pleißenland und auch Gau Plisni) und im Flächennaturdenkmal "Römertal", einer Flussauenlandschaft mit seltenen Pflanzen- und Vogelbiotopen. Am 1. Januar 1996 wurde Steinpleis nach Werdau eingemeindet. Der Ort gehört zum Landkreis Zwickau. Das Steinpleiser Schloss befindet sich heute (2015) in Privatbesitz.
Den Ortsmittelpunkt bildete eine Wasserburg. Steinpleis hatte seine Ersterwähnung im Jahr 1318. Die ersten Ansiedler waren im 13. Jahrhundert fränkische Siedler aus der Nähe von Bayreuth und Erlangen. Viele ortsansässige Bauern lebten in Leibeigenschaft und hatten in der Zeit des Feudalismus ihren Frondienst zu leisten.
Architektonisches Skizzenbuch 1860 (Quelle: TU Berlin, Architekturmuseum) |
Wappen der Familie von Römer (Meißen) |
Als Herrensitz erwähnt um 1350.
Erwähnung in einer Urkunde der Schönfelser Burgherrschaft als Wasserburg 1416.
Während der Hussitenkriege wurde Steinpleis im Jahre 1430 verwüstet.
Aus den einzelnen Ortsteilen Steinpleis entwickelte sich später u.a.
das Rittergut Unter-Steinpleis.
Von 1438-1448 besaß Conrad von Reudnitz das
Rittergut. Von ihm ging das Rittergut Unter-Steinpleis bis 1470 an die
Herren von Carlowitz über. Deren Stammreihe begann im Jahr 1375 mit Hans von Carlowitz, Lehnsmann der Burggrafen zu Dohna. In der Markgrafschaft Meißen sowie im späteren Sachsen hatte sich das Geschlecht von Carlowitz weit verbreitet und es wurde viel Grundbesitz erworben. Seit 1470 hatte die Familie von Römer das Schloss Steinpleis für die folgenden 400 Jahre in ihrem Familienbesitz.
Martin von Römer (Dom St. Marien, Zwickau) |
Martin Römer (* um 1432; † 5. April 1483 in Zwickau). Von den Herren von Carlowitz erwarb Martin Römer 1470 die vorhandenen Rittergüter. Martin Römer war ein sächsischer Kaufmann, Bergwerksbesitzer und Amtshauptmann in Zwickau.
Der verdiente Zwickauer Bürger Martin Römer (Bürgerrecht seit 1462) stammte aus dem süddeutschen Raum. Sein Geburtsdatum ist nicht bekannt, vermutlich um 1432. Auch seine Herkunft ist unklar, Nürnberg oder Chemnitz wird vermutet. Römer war mit Catharina Tretwein, der Tochter des Zwickauer Patriziers und Ratsherrn Hans Tretwein, verheiratet. Das Wappen Römer-Tretwein befindet sich am so genannten Römerhaus am Zwickauer Hauptmarkt in unmittelbarer Domnähe. Hier war er ab 1456 im Safranhandel tätig. Seit 1462 besaß Martin Römer das Bürgerrecht. Bereits 1466 wurde er in das Zwickauer Ratskollegium gewählt, dem er bis 1475 angehörte. Sein Bruder war der Zwickauer Kaufmann Nicol (Niklas) Römer (um 1435–1493).
Ebenfalls im Jahr 1470 wurden die Schneeberger Silbervorkommen entdeckt, an deren Ausbeutung besonders auch Römer mit seinem Bruder Niklas beteiligt war. Deshalb wurde die Zwickauer Münze 1475 neu gegründet. Nach 1470 galt Römer sprichwörtlich als "reichster Mann Sachsens". Seine Gewinne aus dem Bergbau wurden auf 200.000 rheinische Gulden geschätzt.
Der Silberbergbau machte Martin Römer nicht nur zum „reichsten Privatmann seiner Zeit im Lande Meißen“. Einen großen Teil seines Reichtums verwendete er zum Wohle seiner Heimatstadt in verschiedenen Stiftungen. Unter den zahlreichen Spenden für kirchliche und gemeindliche Zwecke ragten die Stiftung des reichen Almosens für die Unterstützung hausarmer Bürger, die Stiftung von 1477 über 4800 Gulden für das Anlegen des Schwanenteiches als Löschwasserteich und zur Fischzucht und der Neubau der Ratsschule am oberen Kirchhof heraus. Insgesamt tätigte er Stiftungen im Wert von 33.600 rheinischen Gulden.
Römer war großzügiger Förderer seiner Heimatstadt Zwickau. Unter anderem ließ er die 1480 erbauten Magazinhäuser am Kornmarkt errichten. Unmittelbar neben dem Zwickauer Schloss Osterstein befindet sich das von ihm erbaute Niedere Kornhaus. Damit schuf er um 1480 einen der größten, bis heute erhaltenen Profanbau Deutschlands. Nach einem Abrissbescheid sollte das mächtige und bauhistorisch wertvolle Gebäude eigentlich 2008 abgerissen werden, wurde dann aber doch noch gerettet und von 2010 bis 2014 mit finanzieller Unterstützung vom Bund, dem Land Sachsen und der Stadt Zwickau aufwendig restauriert. Römers Oberes Magazin am Frauentor hingegen ist heute nicht mehr vorhanden. Martin Römer spendete erhebliche Geldmittel für die Errichtung des Wolgemut-Altars der Zwickauer Marienkirche. Nach ihm ist die „Martin-Römer-Ehrenmedaille“ benannt, die in Zwickau an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich durch erfolgreiches Wirken und Eintreten für das Wohl oder Ansehen von Stadt und Bürgerschaft besondere Verdienste erworben haben.
Am 5. Februar 1470 wurde ihm und seinem Bruder Nicol durch einen kaiserlichen Wappenbrief Friedrichs III. der Adelstitel verliehen. 1476 wurde er durch Herzog Albert (Albrecht) des Beherzten von Sachsen anlässlich einer zum Teil von ihm finanzierten Pilgerfahrt (vom 3.3. bis 1.12.1476) in Jerusalem in der Kirche zum Heiligen Grab zum Ritter geschlagen. Am 6. Februar 1476 folgte für die beiden Brüder Martin und Niklas die kurfürstlich und herzoglich-sächsische Belehnung mit Steinpleis und Niederalbertsdorf. Martin blieb kinderlos.
Er war der Sohn des Chemnitzer Kaufmanns Hans Romer (auch: Römer; um 1400–1481), und dessen Ehefrau Catharina. Sein Bruder war der Zwickauer Kaufmann und Amtshauptmann Martin Römer (um 1432 - 1483).
Nicol und Martin Römer waren am Schneeberger Silberbergbau beteiligt, daraufhin wurde die Zwickauer Münze 1475 wieder eröffnet. Im Jahr 1480 ließ Römer in Zwickau das später als Dünnebierhaus bekannte Gebäude errichten.
Sein Grab befindet sich, wie das seines Bruders Martin, in der Römer-Kapelle der Zwickauer St.-Marien-Kirche.
Martin von Römer (*1461, †30.04.1518), ein Sohn von Niklas (Ahnherr der jüngeren Steinpleiser Linie), besaß die Güter bis zu seinem Tod zusammen
mit Caspar.
Caspar von Römer († 1550) bis 1529
Adam von Römer († 1614)
Hans Heinrich von Römer besaß die Güter bis 1633
Hans Ernst von Römer († 1667) besaß die Güter bis zu seinem Tod 1667
Hans Friedrich von Römer († 1694)
Wolf Joachim von Römer († 1722)
Wolf Heinrich von Römer († 1775)
Hans August von Römer († 1828)
Steinpleis, (damals) 2 Stunden westlich von Zwickau, wurde mit seinen verschiedenen Rittergütern später in die Teile Obersteinpleis mit Weissenbrunn, in Untersteinpleis mit der Burg Steinpleis und in Niedersteinpleis unterteilt. 1815 umfassen alle Teile 160 Häuser und gegen 900 Einwohner. In Obersteinpleis gab es eine Schule, in die alle Kinder gingen und eine Kirche. Das Rittergut Untersteinpleis gehörte 1815 Herrn Hans August von Römer. Dazu gehörten 71 Häuser, mit Einschluß, einer zum Rittergut gehörenden Mühle und 360 Einwohnern. Unter den Einwohnern gibt es 6 ganze, 9 halbe Hüfner, 6 Viertelshüfner, 48 Häusler. Nur 34 Einwohner von Ober- und Untersteinpleis stehen nicht unter der Gerichtsbarkeit beider Rittergüter. Steinpleis gehörte vor Alters zu der großen Herrschaft Rabenstein.
Franziskus (Franz) Oswald von Römer († 1854) lies den Wallgraben trocken
legen und begann mit dem Bau des Schlosses
Steinpleis in Tudor-Gotik.
Hermann Julius von Römer (*1826).
Weiterführung des Baus des
herrschaftlichen Schlosses auf der
ehemaligen Wallinsel von Hermann Julius von Römer 1850-1858. Anstelle der
früheren Wasserburg ließ er das Schloss Steinpleis im Tudorstil errichten.
Architektonisches Skizzenbuch 1860 (Quelle: TU Berlin, Architekturmuseum |
Am 21. November 1870 gegen 4:00 Uhr vernichtete ein Brand große Teile des Besitzes (drei Scheunen, zwei Stallgebäude, das Gesindehaus, den Pferdestall). Ein weiterer Schicksalsschlag, denn zuvor waren Frau und Kinder von Julius von Römer gestorben. Schließlich verkaufte er das Schloss Steinpleis Carl Arens verkaufte.
Carl Franz Barromäus Arens (*1860 in Holzhausen Krs. Höxter, †1946 in Zwickau, Sohn des Rittergutspächters Gustav Arens) kaufte 1908 Schloss Steinpleis mit 80 ha Landbesitz. Er war in 1. Ehe verheiratet mit Emilie "Milly" Mathilde Auguste Wegener, Tochter von Robert Heinrich Eduard Wegener, Königlicher Ökonomie Inspektor und Bezirksvorsteher zu Deutsch Wilmersdorf Krs. Teltow. Sie war die Witwe von Louis Oscar Donner, Rittergutsbesitzer in Unterhermsgrün bei Oelsnitz. Carl Arens war in 2. Ehe mit der Hausdame Elisabeth "Liesel" Margarethe Beyer aus Zwickau i. Sa. verheiratet. Die Grabstätte Arens befindet sich noch heute (im Jahre 2015) auf dem Friedhof in Steinpleis. Carl Arens stiftete u.a. das Gelände für den Sportplatz. Er vermietete bzw. verpachtete die Gebäude Schloßstraße 4,6 und 8. Die Mahlmühle mit Schloßbäckerei (Schloßstraße 2) verpachtete er 1927 an den Kockwitzer Bäcker Friedrich Kurt Beyer und seine Ehefrau Lucie.
Die Familie Karl Rudolph kaufte Schloss Steinpleis 1939 von Carl Arens. Er wurde nach dem 2. Weltkrieg nicht enteignet, da der Besitz zu klein war. 1953 verlies Karl Rudolph die DDR.
Danach ging das Schloss Steinpleis in Staatsbesitz über. Nutzung des Schlosses als Internat für Lehrlinge (1953-1990), Zweigstelle des VEG Neumark und der staatlichen Mastprüfanstalt (Forschungseinrichtung) der DDR (1960 bis 1990).
Die Rückübertragung des Besitzes an die Erben der Familie Karl
Rudolph erfolgte 1992, die es an
einen Investor verkauften.
Frank Andre Audilet kaufte Schloss Steinpleis 1998 von diesem
Investor. Er sanierte das Schloss und lies den Park restaurieren (1998/1999 + 2007). Ab Juni 2011 verlegte er den Firmensitz
seiner Fa. Global Real Estate (GRE AG) nach
Schloss Steinpleis. Trotzdem blieb es in seinem Privatbesitz. Herr Audilet bot 2012 Schloss Steinpleis mit einer Grundstücksfläche von 22
900 m2 über ein Maklerbüro im Internet zum Verkauf an.
Die Familie von Römer (Dorothee von Römer + Bert von Römer) in
den USA (Texas) erwarb über
dieses Maklerbüro Schloss Steinpleis im Herbst 2014, um es in die
ehemalige Eigentümer-Familie zurückzuführen.
Werdau 1912 (mit Steinpleis) Quelle: Adressbuch der Stadt Werdau 1912 |
Nach einer wechselvollen Gechichte hat sich Werdau im Laufe der Jahrhunderte zu einer industriereichen, gewerbsfleißigen Stadt entwickelt, deren Erzeugnisse weit über Sachsens Grenzen hinaus einen guten Ruf genießen...
...Werdau, das am 16. Juni 1925 21104 Einwohner zählte, ist Sitz einer Amtshauptmannschaft, eines Amtsgerichts, eines Finanzamts, eines Untersteueramts und einer Reichsbanknebenstelle. An Schulen bestehen eine Oberrealschule, eine Einheitsschule (bestehend in einer Knaben- und Mädchenschule), eine Verbandsberufschule, eine Handelsschule, eine städtische Spinn- und Webschule und eine landwirtschaftliche Schule mit Mädchen-Abteilung. Ferner ist Werdau Sitz der Superintendentur für den Kirchenkreis Werdau-Crimmitschau.
Topographisch ist von Werdau zu berichten, daß es (von der Platte vor dem Rathause gemessen) 273,93 Meter über dem Spiegel der Ostsee, im oberen Tale des Pleißengrundes an den Eisenbahnlinien Leipzig-Hof, Werdau-Schwarzenberg-Annaberg und Werdau-Weida-Mehltheuer liegt und von Norden nach Süden etwas bergan steigt. - Geographisch ist Werdau 1 dreiviertel Stunden westnordwestlich von Greiz und 3 fünfachtel Stunden nordnordöstlich von Reichenbach gelegen. Der Gemeindebezirk grenzt im Osten an die Königswalder und Steinpleiser Fluren, im Norden an die Fluren von Langenhessen und Königswalde, im Westen an die Staatswaldung und die Langenhessener Flur und im Süden an die Steinpleiser, Ruppertsgrüner und Leubnitzer Fluren.
(Aus: Adressbuch der Stadt Werdau, 1912)
Quellen: wikipedia; „Martin Römer“- freie Enzyklopädie-wikipedia; aus „Von Stein bis Wolkenburg“ Mahlerische Reisen durchs Zwickauer Muldenland; Sachsens Reiseführer – Rundreise Sachsen; Genealog. Taschenbuch der Ritter-u. Adeslgeschlechter, 4. Jahrgang, 1879; Sachsens Schlösser; GoMoPa; Vermittlung historischer Immobilien OHG + Kundenreferenz; Feuerwehr Steinpleis; vollständiges Staats-Post- und Zeitungslexikon von Sachsen von August Schumann: Elfter Band, ab S. 367; Chronist in Steinpleis; Landratsamt Zwickau
Zusammengestellt von Edith Kitzelmann
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